»Kleider machen Leute«
Über Armut wird nicht gern gesprochen und in Erlangen ist sie wenig sichtbar. Dabei betrifft sie weit mehr Menschen, als viele glauben, und die Zahl steigt. Besonders häufig betroffen sind Alleinerziehende, Erwerbslose und Rentner*innen. »Kleider machen Leute« ist eine unbequeme Wahrheit. Kleidung kann ausgrenzen und diskriminieren. Sie kann aber auch das Selbstwertgefühl stärken, Türen öffnen und das Bedürfnis nach einem gepflegten Aussehen befriedigen. In einem Geschäft einzukaufen und sich seine Kleidung selbst auszusuchen, das wünscht sich jede/r.
»Fundgrube« hilft Familien
Gerade für Familien mit wenig Einkommen ist die »Fundgrube« dabei eine große Hilfe. »Die Wachstumsschübe der Kinder gehen ganz schön ins Geld«, sagt Amina* (44), die zusammen mit ihrer Schwester Nadia* (39) regelmäßig im Laden der Diakonie einkauft. Hauptsächlich Kleidung für die Kinder, Spielzeug und Schulsachen, aber bald auch wieder Weihnachtsgeschenke. Dabei entlaste es einfach, hier günstiger einkaufen zu können. Und gerade für die Großen sei es wichtig, wie sie angezogen sind, erklärt Nadia*: »Sie wollen dazugehören.« Außerdem gefalle ihnen, dass Second Hand gut für die Umwelt ist. Man müsse ja nichts neu kaufen, das es schon gebe. Beide Schwestern wohnen mit ihren Familien auf sehr engem Raum und sind froh, dass es die »Fundgrube« gibt.
Auch Miro* (54) und Sarah* (47) wollen nur das Beste für ihre Kinder. Seit einem Arbeitsunfall, bei dem Miro* wegen eines Bandscheibenvorfalls erwerbsunfähig wurde, ist das Geld knapp. Das Ehepaar selbst verzichtet auf Vieles, um ihren drei Mädchen, die das Gymnasium besuchen, ein gutes Leben zu bieten. Sie sollen es einmal leichter haben, als sie selbst. Das Angebot der Fundgrube hilft zum Beispiel, damit Geld für Nachhilfe übrigbleibt.
Türöffner in die Beratung
Armut bedeutet Verzicht und oftmals schleichende Vereinsamung. Einige der Kunden*innen kämen gar nicht zum Kaufen, sondern nur zum Schauen und um mit jemandem zu reden, berichtet Gabi Lederer, die seit 2013 im Laden mitarbeitet und ihre Stammkundschaft gut kennt. »Es gibt keine großen Hürden, um ins Gespräch zu kommen und das ist es, was uns ausmacht.«
»Wir sind eben weit mehr, als nur ein Geschäft«, sagt Monika Köhler, die die »Fundgrube« leitet. Es herrsche meist großes Vertrauen zwischen den Kunden*innen und den Team-Mitgliedern. »Viele erzählen von ihren Sorgen, denn die Mitarbeitenden, größtenteils Ehrenamtliche, nehmen sich die Zeit zuzuhören.« Die »Fundgrube« ist wie ein Türöffner: Die Mitarbeitenden sind Ansprechpartner*innen und vermitteln, wenn nötig auch an die passende Beratungsstelle.
»Fundgrube« selbst in Not
Durch die Schließungen während der Lockdowns war der Laden wie berichtet selbst in einen finanziellen Engpass geraten. Der Umsatzausfall während Corona hat ein großes Loch in die Kasse gerissen, das aus eigener Kraft nicht gestopft werden kann.
* Namen geändert
Spendenkonto
Diakonisches Werk Erlangen e.V.
IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74
Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
Stichwort: Armut