Die KulturTafel Erlangen hat eine neue Leitung: Dr. Birgit Hodenius ist der neue Kopf der Einrichtung, die bedürftigen Menschen Zugang zu kulturellen Veranstaltungen ermöglicht. Sie findet: »Jede und jeder soll an der kulturellen Vielfalt der Stadt teilnehmen können.« Die vorige Leiterin der KulturTafel Juliane Siegel sprang Anfang der Pandemie bei der Tafel ein und blieb.
Gute Resonanz auf den Neustart
Die letzten 15 Jahre ihres Berufslebens war Dr. Birgit Hodenius bei der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt und weiß um die Sorgen und Nöte von Menschen, die in prekären Situationen leben. »Wer kaum Geld hat, kann nicht ins Kino oder ein Konzert besuchen, oder was auch immer. Zum Beispiel 35 Euro für eine Theaterkarte, das geht nicht. Selbst wenn, dann fährt nach der Veranstaltung womöglich kein Bus mehr nach Hause, ein Taxi ist indiskutabel,« betont die studierte Germanistin und Soziologin. »Mitte März bin ich über eine Spende auf die KulturTafel gestoßen und war von der Idee einer Tafel für Kultur sofort begeistert,« bekräftigt Hodenius, der die Teilhabe an Kultur für alle, also auch für arme Menschen so wichtig ist. Es bestünden häufig Vorurteile, wenn Menschen kein Geld hätten, würden sie sich nicht für kulturelle Angebote interessieren. »Es gibt dieses Klischee des bräsigen vor der Glotze hockenden Couchpotatoe, das fand ich schon immer frech.«
Die KulturTafel nach Corona wieder zum Laufen zu bringen, gelingt gut: »Erlangen ist eine großzügige, reiche Stadt. Die Resonanz von Stadt, Sponsoren und Veranstaltern war super, alle unterstützen den Neuanfang der KulturTafel.« Diese offenen Türen »einzurennen« sei eine große Freude, betont Hodenius. »Jetzt ist es meine Aufgabe dafür zu werben, dass wir da sind, dass wir die Tickets haben, dass wir gern Kulturbesuche ermöglichen.«
»Quasi als Glücksfeen«
Die Arbeit der KulturTafel wurde seit jeher mit großem Engagement durch ein ehrenamtliches Team unterstützt, das Veranstalter*innen und Menschen mit einem knappen Geldbeutel zusammenbringt. »Die Ehrenamtlichen fungieren quasi als Glücksfeen. Es ist doch toll einem oder einer Unbekannten mitzuteilen, dass er oder sie zum Beispiel ein Konzert besuchen kann«, findet Hodenius. Der Teamgedanke steht bei der neuen Leiterin der KulturTafel Erlangen weit vorne: »Die Helferinnen und Helfer schenken uns ja ihre Freizeit, aber man sieht sich nicht so häufig. Mein Wunsch als Leiterin ist, dass wir ein gutes Team werden. Und wenn es uns gelingt, auch zukünftig wieder die Netzwerke einzubinden und unseren Kulturgästen ein attraktives Angebot machen zu können, ist ein wichtiges Ziel unserer Arbeit erreicht.«
Kulturelle Teilhabe für alle seit 2015
Ziel der KulturTafel Erlangen ist es, Menschen, die es sich selbst finanziell nicht leisten können, den Besuch von Kultur-, Kunst- oder auch Sportveranstaltungen zu ermöglichen. Dafür melden Kulturpartner*innen freie Platzkapazitäten und die KulturTafel übernimmt die Vermittlung an Bürger*innen mit geringem Einkommen. Ins Leben gerufen wurde die KulturTafel schon 2015.
Der KulturTafel eng verbunden ist Dr. Elisabeth Preuss, Volkshochschule Erlangen. Sie meint: »Soziale Benachteiligung führt oft zu weniger Teilhabe an den vielen kulturellen Angeboten in unserer Stadt, aus dieser Sackgasse führt effektiv die KulturTafel und unterstützt damit die ‚Stadt für Alle‘.«
Durch die aktuellen Preissteigerungen rechnet Elke Bollmann, Leiterin der Sozialen Dienste der Diakonie Erlangen, auch bei der KulturTafel mit einem Zuwachs an Interessierten. »Es ist gut möglich, dass wir einen ganz neuen Kreis an Gästen haben werden, nämlich diejenigen, bei denen seit kurzem das verfügbare Einkommen für eine Kinokarte oder ein Handballspiel nicht mehr ausreicht.«