Nachwuchs fürs Holz-Handwerk

Alle reden über den Fachkräftemangel – die Jugendwerkstatt Erlangen (JuWe) tut was dagegen: Seit 40 Jahren bildet die Einrichtung der Diakonie Erlangen sozial benachteiligte junge Menschen in Holzberufen aus, insgesamt waren es bereits 350 Azubis. Mit großem Erfolg: Alle der fertig ausgebildeten Schreiner*innen und Fachpraktiker*innen für Holzverarbeitung kommen aktuell bei Betrieben in der Region unter. Trotz dieser 100-Prozent-Vermittlungsquote kämpft die JuWe regelmäßig um ihre Finanzierung. »Das muss sich ändern«, fordert Einrichtungsleiter Wolfgang Gremer.

Wo gehobelt wird …: Die Ausbildung in der Jugendwerkstatt ist sinnvoll und wichtig, ihre stabile Finanzierung jedoch eine Herausforderung.

»Unser Konzept geht auf«, bestätigt Wolfgang Gremer, der die Jugendwerkstatt leitet. »Seit vier Jahrzehnten ist unsere Einrichtung ein verlässlicher und wichtiger Akteur in der Region, wenn es darum geht, sozial benachteiligte junge Menschen zu qualifizieren.« Die sorgen in den Hallen in Eltersdorf für regen Betrieb. Links kreischt die Kreissäge, rechts hämmert ein Mädchen Nägel in einen Holzschrank – zurücklehnen kann sich hier niemand. Schließlich werden die Azubis in der JuWe auf eine reguläre Beschäftigung in Betrieben der freien Wirtschaft vorbereitet. Was die vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten betrifft, ist die geförderte Ausbildung deshalb identisch mit einer regulären.

Betriebe schätzen Arbeit der Jugendwerkstatt

Einen entscheidenden Unterschied gibt es allerdings: Die Jugendlichen werden nicht nur fachlich, sondern auch pädagogisch betreut. Viele von ihnen sind durch ihre Lebensumstände benachteiligt, haben bisher wenig Rückhalt von anderen erfahren. In der Jugendwerkstatt könnten sie laut Gremer zum ersten Mal stolz auf sich und ihre Arbeit sein: »Sie entwickeln bei uns persönliche Werte, Perspektiven und Ziele. Und sie lernen, diese beharrlich zu verfolgen.«

Eigenschaften, die im Handwerk unverzichtbar sind. Und gefragt: Aktuell finden alle Schreiner*innen und Fachpraktiker*innen für Holzverarbeitung nach ihrer bestandenen Lehre in der Jugendwerkstatt bei Betrieben in Erlangen, Fürth, Nürnberg und Umgebung eine Anstellung. Dort schätzt man das jahrzehntelange Engagement der Einrichtung, ist dankbar für die fähigen Nachwuchskräfte – insbesondere in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels. »Als Mitglied der Schreinerinnung erhalten wir von den anderen Mitgliedsbetrieben durchweg positives Feedback zur Qualität der Ausbildung unserer Absolventinnen und Absolventen – auch schon während der diversen Praktika vor Ort«, bestätigt Gremer.

Stabile Finanzierung gefordert

Obwohl die Jugendwerkstatt regelmäßig Erfolgsgeschichten schreibt, kann Gremer sich nicht uneingeschränkt freuen. Seit die Förderung durch den Europäischen Sozialfonds vor einigen Jahren weggefallen ist, steht der Einrichtungsleiter vor der stetigen Herausforderung, eine stabile Finanzierung auf die Beine zu stellen – und zwar mittel- und langfristig. Zumal steigende Material-, Energie- und Personalkosten in Zeiten der Inflation auch vor der Jugendwerkstatt nicht Halt machen. Und: »Neben den geringen erwirtschafteten Erlösen trägt sich die Jugendwerkstatt durch eine reine Projektfinanzierung. Das Projekt muss jährlich beantragt werden, so dass selbst die dreijährige Ausbildung in drei einzelne Anträge aufgeteilt werden muss. Ich bin laufend damit beschäftigt, neue Mittel zu beantragen und einen funktionierenden Finanzierungsmix zu schaffen«, gewährt er Einblick in seine Arbeit.

Verstärkt sucht er dabei auch Kontakt zu verschiedenen Stiftungen und anderen potentiellen Geldgebern, nimmt aber vor allem die öffentliche Hand in die Pflicht: »Die ganzheitliche Unterstützung der jungen Menschen im Übergang von der Schule in den Beruf ist entscheidend für ihre gelingende Biografie.

Deshalb muss die auskömmliche Finanzierung der Jugendwerkstätten eine zentrale Aufgabe von Staat und Kommune sein. Es müssen dringend ausreichende Mittel in die Haushalte eingestellt werden«, fordert der Einrichtungsleiter. Sonst könnte es im Handwerk künftig noch enger werden mit dem Nachwuchs.

Hilfe im Leben – Diakonie Erlangen