Beim Fernwehfestival von fremden Ländern träumen, im Theater oder Kino in andere Welten eintauchen, beim Fußballspiel mitfiebern. Erlangen ist reich an Kultur- und Freizeitangeboten, aber längst nicht jeder kann sie sich leisten. Rund 5000 ErlangenPässe wurden im Jahr 2017 ausgestellt oder verlängert, jedes zehnte Kind unter 15 Jahren ist in Erlangen auf Hartz IV angewiesen. Armut ist eine Lebenslage, die jeden treffen kann. Prekäre Arbeitsverhältnisse, in die Höhe schnellende Miet- und Energiekosten, chronische Erkrankungen und geringe Renten können Ursachen sein und Betroffene nicht nur ins finanzielle, sondern auch ins gesellschaftliche Abseits drängen. »Vor allem Kinder sind oft von Anfang an abgeschnitten«, so Pfarrer Matthias Ewelt, Vorstandssprecher der Diakonie Erlangen. Die Teilhabediskussion müsse im Hinblick auf die Chancengleichheit auch Kultur und Bildung in den Blick nehmen. »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein« – so lautet der Slogan der KulturTafel Erlangen. Mit der Aktion »Kultur für alle!« bittet die Diakonie Erlangen um Spenden für die KulturTafel.
Die KulturTafel der Diakonie Erlangen hat es sich zur Aufgabe gemacht, kostenfreie Restkarten an Menschen zu vermitteln, die sie sich nicht oder nur schwer aus dem eigenen Geldbeutel leisten können. Ziel ist es, ihnen so die gleiche Chance auf Bildung und die Teilhabe am kulturellen Leben in Erlangen zu ermöglichen. Seit dem Start der KulturTafel im Juni 2014 haben sich inzwischen mehr als 500 Personen angemeldet, wobei der Anteil an Kindern rund 40% beträgt. Über 60 Veranstalter unterstützen die KulturTafel, knapp 5000 Eintrittskarten wurden bisher in Summe vermittelt. Zu den Abnehmern der Karten gehören alleinerziehende Mütter und Väter, Menschen mit Grundsicherung, Kinder und Jugendliche aus armen Familien, Asylbewerberinnen und -bewerber, Menschen mit Behinderung, bedürftige Seniorinnen und Senioren.
»Es ist ein unsägliches Vorurteil, dass Menschen, die von Armut betroffen sind, kein Interesse an Kultur haben«, so Dr. Elisabeth Preuß, Bürgermeisterin und Schirmherrin der KulturTafel, »das zeigt sich schon allein durch den großen Erfolg der KulturTafel«. Man dürfe nicht den Blick dafür verstellen, dass manche Menschen, deren Einkommen knapp über der Grenze zur Berechtigung für Sozialhilfe liege, nach den monatlichen Fixkosten weniger Geld zur Verfügung haben als jemand, der finanzielle Hilfen vom Amt erhält. Das Vorliegen einer Bedürftigkeit wird bei der KulturTafel ganz individuell geprüft. Ein gängiger Nachweis ist der ErlangenPass, aber auch Interessierte aus dem Umland können sich bei der KulturTafel anmelden. Manchmal fühlt sich Juliane Siegel, Leiterin der KulturTafel, wie eine »Glücksfee«: »Ich bekomme so viel zurück von den Menschen, wenn ich ihnen die kostenlosen Eintrittskarten übergebe«. Fünf Ehrenamtliche helfen bei der Organisation.
Eine derer, die das Angebot für sich und ihre Kinder bereits langjährig und begeistert nutzen, ist Elvira T.*. Von ihrem trinkenden und manisch depressiven Mann ist sie getrennt, um sich und ihre Familie zu schützen. Elvira T. ist alleinerziehende Mutter dreier Kinder im Alter von 16, 18 und 20 Jahren. Ihr ältester Sohn ist schwerbehindert und muss beatmet werden. Die Pflege rund um die Uhr kostet Kraft und Geld. Die KulturTafel ermöglicht ihr und ihren Kindern wertvolle Erlebnisse. »Ich wollte schon immer gerne mal in die Oper, aber mein Mann hat immer gesagt, sowas ist nichts für uns, das ist für die gebildeten und reichen Menschen – für die anderen«, so Elvira T.. Nach der Trennung erfuhr sie über das Jugendamt von der Tafel, dort wies man sie auf das Angebot der KulturTafel hin. Die Einrichtungen der Diakonie Erlangen sind gut vernetzt und empfehlen sich bei Bedarf weiter. Inzwischen nutzen Elvira T. und ihre Kinder das Angebot regelmäßig. Die Liste der besuchten Veranstaltungen ist lang: Die lange Nacht der Wissenschaften, das Figurentheaterfestival, Sportveranstaltungen, viele Konzerte und sogar den Wunsch, eine Oper zu besuchen, hat Elvira T. sich erfüllen können. »Wir nehmen alles, was keiner will – für mich ist das wie Psychotherapie« erzählt sie und lacht. Ein paar Stunden abschalten, das sei einfach gut für die Seele. Auch an ihren Kindern beobachtet sie positive Entwicklungen. »Sie bekommen neue Perspektiven und wachsen daran«, so die dreifache Mutter, »ich bin so dankbar für das Angebot«. Für Elvira T. waren manche Veranstaltungen schlicht unerschwinglich.
Trotz der großen Bereitschaft der Veranstalter, Eintrittskarten zur Verfügung zu stellen, kostet der laufende Betrieb der KulturTafel Geld, wie etwa für die Organisation und Koordination der ehrenamtlichen Vermittler, Werbung und Telefonkosten. Bisher können auch noch nicht alle Kulturbereiche abgedeckt werden, sodass z. B. Karten für Kino oder Kinderveranstaltungen mit zweckgebundenen Spenden zugekauft werden. Mit der Aktion »Kultur für alle! Die KulturTafel Erlangen« bittet die Diakonie Erlangen um Spenden.
Spendenkonto:
Diakonie Erlangen
IBAN: DE46 7635 0000 0060 0258 74
BIC: BYLADEM1ERH
Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
Stichwort: Kultur für alle