Vor der Tafel in Erlangen warteten die Kunden*innen schon in einer Schlange, die Ehrenamtlichen in der Schillerstraße 52a waren rege in den letzten Vorbereitungen, denn gleich ging die Lebensmittelausgabe los. Stadträte*innen der CSU und Mitglieder der Jungen Union (JU) wurden erwartet zu einer Spendenübergabe von 400 Weihnachtstüten mit Geschenken und Schulmaterial für Kinder von Familien, die auf Unterstützung der Tafel angewiesen sind. Angekündigt hatte sich auch Innenminister Joachim Herrmann, der sich vor Ort ein Bild über die aktuellen Herausforderungen der Tafel machen wollte.
Tafeln füllen eine Lücke
Die Tafeln sind im Laufe des Jahres aufgrund ihrer enorm gewachsenen Bedeutung für die Gesellschaft wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt – und in die Verantwortung. »In Krisenzeiten bietet die Tafel schnelle, direkte Hilfe und entlastet«, betont Elke Bollmann, Leiterin der Sozialen Dienste der Diakonie Erlangen, zu denen die Tafel gehört. Hilfe nicht nur für die Bedürftigen, auch für den Staat: »So werden durch uns auch Wartezeiten aufgrund der Überlastung der amtlichen Stellen überbrückt. Zum Beispiel, wenn Sozialleistungen wie Wohngeld nach dem Antrag nicht so schnell wie nötig zur Verfügung gestellt werden können.«
»Unterstützung wird immer wichtiger«
Der wöchentliche Bedarf der Tafel Erlangen ist auf 20 Tonnen gestiegen. 4100 Kunden*innen verzeichnet die Tafel Erlangen inzwischen. Eine »Pop-up-Ausgabestelle« in Bruck ist organisiert, Gespräche für ein ähnliches Projekt in Baiersdorf laufen. Herausfordernd für die Tafel sind neben der hohen Zahl an Kunden*innen auch die rasant gestiegenen Betriebskosten. Für neue Ausgabestellen braucht es auch Logistik, etwa Fahrzeuge. Elke Bollmann betont daher: »Die Unterstützung durch Kommunen und andere Stakeholder wird für uns immer wichtiger.« Für die Zuwendungen des Freistaats für die bayerischen Tafeln in 2023 in Höhe von einer Million Euro ist Bollmann daher enorm dankbar, wie sie auch in ihrer Rolle als zweite Vorsitzende der Tafel Bayern unterstreicht.
Innenminister sieht die Not
Innenminister Joachim Herrmann, Stadträtin Sophia Schenkel, Stadtrat Christian Lehrmann und Stadtrat Harald Hüttner sowie Mitglieder der Jungen Union brachten bei ihrem Besuch in der Tafel viel Zeit mit, um mit den Verantwortlichen rund um die Tafel Erlangen zu sprechen. Darunter auch der neue Vorstandsvorsitzende der Diakonie Erlangen Kai Stähler, der Vorsitzende des Fördervereins der Tafel Erlangen Rainer Hardt und Dekan Peter Huschke. »Die hohen Energiepreise schlagen sich natürlich auf die Lebensmittelkosten nieder und Menschen mit wenig Geld trifft das besonders hart, weil sie einen größeren Anteil für Lebenshaltungskosten aufwenden müssen«, weiß der Innenminister. Aber auch, dass Menschen, die zuvor die Möglichkeit hatten, teurere biologische, regionale Produkte zu kaufen, nun zu Billigprodukten greifen müssten, sei in seinen Augen ein großer Rückschritt. »Man muss sehr hoffen, dass die steile Inflationskurve bald abflacht.«
Zusammenhalt in Erlangen funktioniert
Kai Stähler, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Erlangen brachte neben all der genannten Probleme auch vor, dass der Zusammenhalt in Erlangen funktioniere. »Das Engagement und Interesse ist hoch, ob von Bürger*innen, der Politik oder hiesigen Unternehmen,« so der 46-Jährige, »dafür bedanken wir uns ganz herzlich«. Dekan Peter Huschke unterstrich besonders die Rolle der jungen Generation, die er als aufgeschlossen und tatkräftig erlebe, unter anderem bei der Tafel.