Hilfesuchende mit einer warmen Winterjacke oder einer Baby-Erstausstattung unterstützt hat die Diakonie Erlangen schon lange. 2012 aber öffnete die Fundgrube, der Gebrauchtwarenladen des Wohlfahrtsverbands, an ihrem jetzigen Standort in Bruck. Beim Jubiläum mit Infostand, Glücksrad und Imbiss feierte die Fundgrube am Dienstag ihr 10-jähriges Bestehen – unter den anwesenden Ehrenamtlichen fanden sich auch damalige Gründungsmitglieder.
Anzahl an Kunden*innen und Beratungsbedarf werden steigen
Rund 60-80 Kunden*innen zählen die Mitarbeitenden jeweils an den drei Tagen pro Woche, an denen die Fundgrube geöffnet ist. Einkaufen kann hier, wer eine Bedürftigkeit nachweisen kann oder einen Fundgrube-Ausweis besitzt. Ausgestellt wird dieser von Mitarbeitenden der Sozialberatung KASA. Monika Köhler, Leitung der Fundgrube und der KASA, erklärt: »Für unsere Kunden*innen ist die Sorge vor einer Stromnachzahlung oder dem nächsten Wachstumsschub der Kinder nichts Neues.« Noch sei die Nachfrage nicht ungewöhnlich gestiegen. Köhler rechnet aber damit, dass im Laufe der nächsten Monate viele Anfragen dazukommen u.a. auch von Rentner*innen. »Es herrscht eine große Ungewissheit«, meint sie, »darum wird auch der Beratungsbedarf deutlich steigen«. Das Angebot werde auf jeden Fall aufrechterhalten und gegebenenfalls angepasst.
Nothilfe, Treffpunkt und Vermittlung
Die Fundgrube erfüllt gleich mehrere Funktionen auf einmal: Der Laden ist Nothilfe, Treffpunkt und Vermittlung in einem. Eines aber hat sich in den letzten zehn Jahres verändert: »Immer öfter kommen Menschen hauptsächlich aus Einsamkeit in die Fundgrube, nicht, um etwas zu kaufen«, beobachtet Monika Köhler, die den Laden von Anfang an leitet. Viele kämen in einem regelmäßigen Rhythmus und suchten vor allem das Gespräch. Meist helfe es dann schon, wenn einfach jemand zuhört. »Der Redebedarf ist hoch und nimmt weiter zu, das ist auffällig.« Das betreffe oft, bei weitem aber nicht nur ältere Menschen.
Die Ehrenamtlichen übernehmen dabei eine wichtige Rolle, denn sie sind Kontaktpersonen auf Augenhöhe, kennen die Kunden*innen und ihre Probleme oft schon lange. Dabei merken sie auch, wenn jemand zusätzliche Unterstützung benötigt und vermitteln dann weiter. Zudem sind regelmäßig Kollegen*innen der Sozialberatung KASA vor Ort. »Es senkt die Hürde, einen Termin in der Beratung auszumachen, wenn man die Person schon mal gesehen oder sogar gesprochen hat«, so Köhler.
Vermittlungsarbeit gibt es in der Diakonie aber auch andersherum, etwa durch Sozialpädagogen*innen im Persönlichen Budget: Einige der Klienten*innen mit einer seelischen Erkrankung gehen in der Fundgrube einkaufen. »Für sie ist der Laden wie ein geschützter Raum«, so Köhler, »teils schaffen sie es gar nicht, in ein normales Geschäft zu gehen.«
Die Arbeit der Fundgrube ist in Erlangen weit über die Diakonie hinaus bekannt und geschätzt. Das Team leistet oft auch Nothilfe abseits der Öffnungszeiten, zum Beispiel, wenn in Kliniken, bei der Stadt oder anderen Trägern*innen eine Person mit dringendem Hilfebedarf aufschlägt. Das ‚voneinander Wissen‘ sei die Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit. Das kann man auch vor der Fundgrube beobachten: »Netzwerke unter unseren Kundinnen und Kunden entstehen teils auch draußen beim Warten in der Schlange«, so Köhler. Gerade Familien knüpften hier Kontakte und unterstützten sich im Alltag gegenseitig. »Das sind Menschen, die sich sonst vielleicht gar nicht begegnet wären.«
»Wir brauchen mehr Nachhaltigkeit«
Für Elke Bollmann, Leitung der Sozialen Dienste in der Diakonie Erlangen, steht die Fundgrube auch für Nachhaltigkeit. »Wenn Kleidung und Haushaltsartikel länger ‚leben‘, schont das nicht nur den Geldbeutel, sondern auch unsere Ressourcen – und davon brauchen wir mehr«, betont sie.