Er koordiniert die Abholungen der Lebensmittel, betreut die spendenden Supermärkte und ist einmal im Monat selbst als Fahrer unterwegs. Zusätzlich kümmert er sich im Förderverein der Tafel um die Finanzen. Der 73-Jährige bekommt dafür kein Geld. Selbst auf den Ausweis, den er sich als Ehrenamtlicher ausstellen lassen könnte, um zum Beispiel bei Kulturveranstaltungen vergünstigte Tickets zu erhalten, verzichtet er. »Mir gibt die Arbeit bei der Tafel viel«, betont Liebs, »finanzielle Erwägungen sind außen vor«. Über 300 Arbeitsstunden hat er bei der Tafel und dem Förderverein von Jahresbeginn bis August schon investiert.
Die 86-Jährige ist zufrieden, auch wenn sie nicht viel Geld zum Leben hat. Was sie sich wünscht, ist »noch aweng Gesundheit«.
Am Körper merke man, dass man älter werde. »Aber ich will noch leben«, sagt sie. Vor allem wegen ihrer Familie.
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DIE TAFEL: GLÜCK UND DANKBARKEIT ANNA THIEL
Dieter Liebs
ist 73 und packt noch regelmäßig bei der Tafel mit an – auch weil es ihn glücklich macht.
Bevor Dieter Liebs als Ehrenamtlicher zur Diakonie kam, war er Kaufmann bei Siemens. Als er 2005 in Altersteilzeit ging, brachte ihn sein ehemaliger Chef auf die Tafel. Er selbst war dort ehrenamtlich im Einsatz. »Man kann nicht nur zuhause sein« findet Liebs, »vor allem, wenn man es gewöhnt ist, immer etwas zu machen«. Bei der Tafel könne er etwas Soziales tun, etwas Gutes. Er hat Glück, denn unentgeltlich zu arbeiten muss man sich auch leisten können. »Ich wusste: Da kommen Leute, denen geht es nicht so gut wie dir.« Als ein anderer freiwilliger Helfer eine Zeit lang selbst die Tafel nutzen musste, habe Liebs erst richtig gemerkt, wie gut es ihm eigentlich ging. Mit seinem Ehrenamt kann er anderen helfen. Ob das glücklich macht, beantwortet er ohne zu zögern mit »Ja«. Sonst würde er ja etwas anderes machen. Er bleibe dabei, solange es gesundheitlich gehe. »Die Tafel macht fit«, sagt er, »wenn man immer in Bewegung ist, merkt man sein Alter nicht«.
Ohne Ehrenamtliche würde das Sozialsystem stark leiden, weiß Dieter Liebs. Einige der Mitarbeitenden, die bei der Lebensmittelausgabe helfen, haben schon ein stolzes Alter. »Für einen 80-Jährigen ist das nicht mehr so einfach.« Ein weiterer positiver Nebeneffekt der ehrenamtlichen Tätigkeit sei natürlich die Geselligkeit. »Wenn der Kreis passt, ist das eine große Bereicherung«, meint Liebs. Gerade bei der Ausgabe treffen sich viele Helfer*innen nicht nur, aber auch deswegen. »Jüngere melden sich bei uns heute eher als Ältere.« Nur sei die Planung mit Studierenden oft schwieriger, etwa wegen Prüfungsphasen und Semesterferien. Weitere Fahrer*innen werden derzeit vor allem für die Ausgabestelle der Tafel in Büchenbach benötigt.
Ehrliche Dankbarkeit
erleben die Ehrenamtlichen der Tafel bei der Ausgabe.
»Es hat mich viel Überwindung gekostet, den Schritt zu machen und das Angebot anzunehmen«, gesteht die 63-Jährige. Bevor ihre zwei Söhne auf die Welt kamen, war sie Verwaltungsangestellte bei Siemens und hatte gut verdient. Ihren Beruf aber gab sie für die Kinder auf. Da ahnte sie noch nichts von der ihr bevorstehenden Abwärtsspirale. Der erste Schock stand ins Haus, als aufflog, dass ihr Ehemann mit dem gemeinsamen Geld spielte. 11.000 Mark verzockte er allein im letzten Vierteljahr der Ehe. Paucke erinnert sich: »Durch die Schulden bin ich sozial massiv nach unten gerutscht.« Die Scheidung war für sie befreiend. Alleinerziehend zu sein dagegen schwer – vor allem bei der Suche nach Arbeit.
Ausschlusskriterien: Kinder und Krankheit
Vom Staat abhängig zu sein, wäre für Paucke ein Albtraum gewesen. Darum nahm sie jede Arbeit an, die sie kriegen konnte. Schweren Herzens gab sie ihre Jungs in einen Hort, um währenddessen als Putzkraft zu arbeiten. »Hauptsache die Kinder ernähren.« Das funktionierte so lange, bis sie bei einem Arbeitsunfall zwei Bandscheibenvorfälle erlitt und ihren Job verlor. Aufgeben kam für Christina Paucke nicht infrage. Trotz einer Weiterbildung für moderne Bürokommunikation in der Tasche klappte es wieder nur mit einer Stelle als Reinigungskraft. »Wenn einer meiner Jungs krank geworden wäre, hätte ich zu Hause bleiben müssen, ich war ja allein verantwortlich« – für viele Arbeitgeber*innen war das ein Ausschlusskriterium. Aber ihr neuer Chef bot ihr bald einen Teilzeitjob in seiner Arztpraxis an. Zehn Jahre blieb sie, obwohl sie mit dem Geld nur gerade so über die Runden kam. »Ich war lange in Jobs, in denen ich extrem wenig verdient habe«, sagt Paucke rückblickend. Auf Dauer ist das sehr belastend.
Auch das Wenige, das sie hatte, brach weg, als Christina Paucke gesundheitlich ins Straucheln geriet: Eine chronische Migräne und damit verbundene Arbeitsausfälle machten sie für den damaligen Chef lästig. »Die Kündigung war ein Schock.« Später kamen mehrere Knochenkrankheiten hinzu, die Paucke schließlich arbeitsunfähig machten. 800 Euro Schwerbehindertenrente bekommt sie heute, 500 Euro davon gehen für die Miete drauf. Die Wohnung, die das Amt ihr und den Kindern nach der Trennung schnell vermittelte, ist viel zu groß und zu teuer, seit die Söhne aus dem Haus sind. Die Suche nach einer kleineren und bezahlbaren Bleibe ist für sie auf dem Erlanger Wohnungsmarkt jedoch fast chancenlos.
Vor allem über frische, gesunde Lebensmittel freuen sich die Tafelkunde*innen.
Die Scham, bei der Tafel erkannt zu werden
Sie sei dazu erzogen worden, niemandem zur Last zu fallen, erzählt Paucke. Erst seit die Tafel aus der vielbefahrenen Drausnickstraße in den ruhigen Innenhof einer Seitenstraße gezogen ist, kam der Weg dorthin für sie überhaupt infrage. Durch Siemens und die Arztpraxis kenne sie viele Leute und viele kennen sie. »Bis heute ist Mittwoch der schlimmste Tag in der Woche« – das ist der Tag, an dem sie zur Tafel geht. Gleichzeitig ist sie unendlich dankbar für das, was sie bekommt und für die, die das alles ermöglichen. »Das ist ein riesen Geschenk und macht alles etwas leichter.« Immer wieder habe sie viel Glück gehabt. Und sie ist dankbar für alle Hilfe, die sie bekommt. »Ich habe wirklich Wunder erlebt.« Aber sie spricht auch von der massiven Existenzangst, die sie plagt. Erst durch die Not sei sie zum Glauben gekommen. »Obwohl ich vorher anderen unterstellt habe, sie bräuchten Gott nur als Krücke«, schmunzelt sie.
»Ich habe viel Schweres erlebt, aber es geht immer weiter.« Ihr Leben sei ein Zeugnis dessen. Das hat sie geprägt und tiefe Dankbarkeit hervorgebracht. »Das klingt so fromm«, lacht sie, »aber das ist es, was ich heute in mir trage«. Mit dem, was sie durchgemacht und geschafft hat, möchte sie auch andere Menschen, die in ihrer Situation verzweifelt sind, ermutigen.
Älter sein ohne Sorgen THOMAS STAUDIGL, ANNA THIEL
Einrichtungsleiterin Anita Urban hat damit viel Erfahrung. »Niemand verlässt unser Haus ohne die entsprechenden Informationen über Kostenübernahme, Antrag für einen Pflegegrad, Antrag beim Bezirk oder den Verweis an eine andere Einrichtung«. Sie berät Ratsuchende kostenlos zum Thema Pflege, auch telefonisch. Anita Urban bleibe dabei immer verbindlich, auch, wenn die Betroffenen am Ende nicht bei der Diakonie unterkommen.
Individuelle Beratung
»Viele, die zu uns kommen, sind sehr ahnungslos«, stellt Urban fest. Das vorhandene Wissen ist oft geprägt durch die Negativpresse und so sind die Ängste vor zu teuren Pflegeheimen/-kosten entsprechend hoch. »Die Beratungstermine lassen sich nicht vergleichen«, so Urban, »häufig sind es verzweifelte Kinder. Aber auch alleinstehende Betroffene oder besorgte Nachbarn kommen zu uns«. Meist drehe es sich dabei um die Anmeldung, Wartelisten und Vorrechte. Zunächst erkundigt sich Urban über die derzeitigen Umstände potentieller neuer Heimbewohner*innen, zum Beispiel über Erkrankungen, Stürze oder Krankenhausaufenthalte. Wenn die Angehörigen in der Nähe wohnen, wird geklärt, ob sie sich an der Betreuung und Versorgung beteiligen können. Außerdem wird die aktuelle Wohnsituation besprochen, also ob bereits eine Tagesbetreuung oder ein ambulanter Pflegedienst in Anspruch genommen wird. »Dann purzeln in der Regel alle Sorgen und Probleme raus, die es innerhalb der Familie gibt«, weiß Urban aus Erfahrung. Dann werden finanzielle Probleme ausgebreitet, Unstimmigkeiten der Angehörigen, die sich mit unterschiedlich hohen Ambitionen einzubringen, geschildert oder die Distanzen zwischen Kindern und Eltern thematisiert.
Wenn der Geldbeutel schmal ist
Besonders viele Sorgen haben diejenigen, die finanziell nicht gut aufgestellt sind. »Davon gibt es nicht wenige«, weiß die Einrichtungsleiterin, »das Angesparte ist oft schnell weg«. Das kann verschiedene Gründe haben: »Die meisten davon haben viel gearbeitet und wenig verdient« so Urban. »Beim Einzug ins Heim ist alles mühsam Ersparte schon weg«. Es gebe natürlich auch die, die gut verdient aber ebenso gut gelebt haben, sodass nichts mehr übrig ist für die eigene Pflege im Alter. Manche haben auch bereits alles an die Kinder verschenkt. Der Bezirk Mittelfranken sei da aber hart, erklärt Urban. Er forsche gewaltig nach, ob und welches Vermögen im vergangenen Jahrzehnt auf diese Weise bereits aus dem Weg gebracht worden sei und trete dann im Zweifel an die Kinder heran.
Wenn das Einkommen oder das Vermögen der Pflegebedürftigen und Angehörigen für einen Pflegeplatz nicht ausreicht, übernehme der Bezirk Mittelfranken auf Antrag ergänzende Finanzierungsleistungen. Dass das Geld knapp ist, sei nicht ungewöhnlich: Ein Viertel der Bewohner*innen der beiden Pflegeheime der Diakonie Erlangen beziehe Grundsicherung.
Wir beantworten, die am häufigsten gestellten Fragen rund um das Thema Pflegefinanzierung.
Wie sorge ich für mein Alter vor?
Die beste Vorsorge ist es, sich rechtzeitig mit dem Älterwerden zu beschäftigen, Beratungsstellen zu nutzen und deren Unterstützung zu holen. Denn Vorsorge ist in vielen verschiedenen Bereichen zu treffen: Bei der rechtlichen Vorsorge geht es darum, Vollmachten oder eine persönliche Betreuungsverfügung aufzusetzen. Also zu regeln, wer Dinge entscheiden darf, die Sie betreffen, wenn Sie es nicht mehr selbst können. Soziale Vorsorge meint, eigene soziale Kontakte zu pflegen und zu stärken und damit Menschen aus Ihrem eigenen Umfeld zu haben, die Ihnen einmal helfen und Sie unterstützen können. Außerdem sollten Sie schauen, ob Ihr eigener Wohnraum auch für Ihr Alter geeignet ist. Allerspätestens, wenn Sie Pflege brauchen, sollten Sie immer eine Beratung aufsuchen.
Wie finde ich das passende Angebot für mich?
Wichtig ist, dass Sie sich über Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse im Klaren sind. Dann können Sie sich bei den verschiedenen Anbieter*innen informieren, ob diese etwas Passendes für Sie haben.
Welche unterschiedlichen Wohnformen und Angebote gibt es für das Alter?
Pflegeheime kommen den meisten zuerst in den Sinn. Diese sind aber vor allem für Menschen mit höherem Pflegebedarf, also ab Pflegegrad 2, vorgesehen und nötig. Die meisten Menschen möchten ohnehin solange wie möglich im gewohnten zuhause bleiben. Dafür gibt es eine Vielzahl ambulanter Unterstützungsmöglichkeiten wie z.B. ambulante Dienste, Tagespflegen oder die Kurzzeitpflege in stationären Einrichtungen. Auch alternative Wohnprojekte können infrage kommen.
Was kostet das alles?
Wenn Ihre Pflegebedürftigkeit bzw. ihr Pflegegrad durch den Medizinischen Dienst der Krankenkasse einmal offiziell festgestellt wurde, stehen Ihnen Leistungen der Pflegeversicherung für die Pflege zu Hause zur Verfügung. Die genauen Kosten richten sich dann nach den Leistungen, die der ambulante Dienst für Sie übernimmt. Lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag geben. Entscheiden Sie sich für ein Pflegeheim, übernimmt ebenfalls die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten. Zudem tragen Sie abhängig von Ihrem Einkommen und Vermögen einen Teil der Kosten selbst.
Was mache ich, wenn mein Geld nicht ausreicht?
Reichen Ihr monatliches Einkommen und das angesparte Vermögen nicht aus, können Sie einen Antrag beim Bezirk Mittelfranken stellen. Dieser prüft Ihre Finanzen und die Unterhaltsverpflichtung von Ehepartner*in und Kindern. Häufig finanziert der Bezirk die Pflegekosten dann mit.
Ich habe etwas Gutes getan Anna Thiel
Ihr Lohn sei von Monat zu Monat ein wenig unterschiedlich, erklärt sie. Denn für Nachtschichten und Dienste an Wochenenden oder Feiertagen bekommen die Pflegekräfte einen Zuschlag. Francesca hat diesmal mehrere davon gemacht und das hat sich gelohnt: 1896 Euro netto hat die Pflegefachkraft letzten Monat in der Tasche. »Da habe ich mir mal was gegönnt«, freut sie sich.
300 Euro zahlt Francesca für ihre 1-Zimmer-Wohnung in Fürth. Um flexibel zur Arbeit zu kommen, besitzt sie schon seit zwei Jahren ein Auto. »Das ging auch während der Ausbildung, wenn auch nur sehr, sehr knapp«, gesteht sie. Ohne das Kindergeld, das sie als Auszubildende noch bekommen hat, hätte sie die Versicherung und den Sprit nicht finanzieren können. Ihre Eltern hätten sehr viel Wert darauf gelegt, dass sie mit ihrem Geld zurechtkomme. Hängen lassen hätten sie ihre Tochter aber nie: »Wenn es mal knapp wurde, durfte ich zum Essen kommen«, verrät Francesca. Den Wunsch vom neuen Auto hat sie sich schon erfüllt, mit einem Kredit von der Bank. »Das kann ich mir definitiv leisten«, sagt die Berufsanfängerin stolz. 106 Euro kostet sie das im Monat, dazu kommen 93 Euro Versicherung und mindestens 120 Euro für den Tank. Langfristig träumt sie von einer Wohnung mit zwei Zimmern.
Francesca Pivetti
kann gut mit alten Menschen. Wenn man sie durch die Gänge des Pflegeheims und in die Zimmer der Bewohner*innen begleitet, merkt man, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.
Sie hört geduldig zu, gibt Ratschläge, motiviert und bringt auch die zum Lachen, denen es gerade nicht so gut geht.
Altersarmut ist oft Thema
Ihre ersten richtigen Gehälter will die 21-Jährige einfach genießen. Um im Alter nicht von Armut betroffen zu sein, möchte sie aber anfangen, selbst vorzusorgen. »Ich sehe ja die hohen Summen, die die Alten für Medikamente ausgeben.« Und auch in der Berufsschule sei die Diskussion um Altersarmut ganz groß gewesen. »Mir fehlen die Worte, wenn ich ältere Menschen sehe, die Flaschen aus Mülleimern sammeln.« Francesca hofft, dass sich bei der Einkommensverteilung in Deutschland generell etwas verbessert.
Jeden Tag etwas Gutes tun
Ihre Arbeit möchte sie keinesfalls eintauschen: »Ein Bürojob wäre mir zu wenig abwechslungsreich«, da ist sich Francesca sicher. »Der Umgang mit Menschen macht mir viel mehr Spaß.« Auch wenn es manchmal sehr anstrengend sei. Zum Beispiel der Umgang mit Demenzkranken oder wenn die Bewohner*innen auch nach der Mittagszeit sehr unruhig sind und die Mitarbeitenden keine Pause machen können. »Leider, leider gibt es zu wenige, die in meinem Beruf arbeiten wollen«, betont sie. Das liege auch am Image: »Hinternputzer« werde ihr Beruf von Außenstehenden oft genannt, dabei sei Pflege viel, viel mehr. Gerne unterhält sich Francesca mit den Alten, spricht mit ihnen über deren Vergangenheit. »Ich finde aber auch Wunden versorgen und Infusionen legen cool.« Der medizinische Anteil sei groß, vor allem über die Anatomie habe sie in der Ausbildung viel lernen müssen. Auch wenn von den Alten mal einer brummig oder schlecht drauf sei, Francesca ist »ganz glücklich hier«: »Ich habe jeden Tag das Gefühl, ich habe etwas Gutes getan.«
Ein kostbares Gut Anna Thiel
Rücklagen hielten nicht lange
650 Euro kostet die Wohnung im Monat. Anfangs konnte sie selbst dafür aufkommen, aber das Angesparte war schnell aufgebraucht. Heute steuert Thals Sohn ihr 200 Euro dafür bei, weil sie die Miete von ihrer Rente und Witwenrente allein nicht bezahlen kann. 15 Euro Grundsicherung stehen ihr außerdem zu. Sie sei sich anfangs wie eine Almosenempfängerin vorgekommen. »Ich war mein Leben lang sehr sparsam, weil wir früher nichts gehabt haben«, erinnert sich Thal. Groß geworden ist sie gemeinsam mit neun Geschwistern in der Landwirtschaft ihrer Eltern.
Das Wichtigste für Sigrid Thal ist ihre Familie. Beide Kinder wohnen aber zu weit weg, um die 86-Jährige zu pflegen. Im Betreuten Wohnen kann sie selbstständig leben und vom ambulanten Pflegedienst nur die Hilfe beanspruchen, die sie wirklich braucht.
Unterstützung ist gesichert
Thals Kinder können sie nicht selbst pflegen: Ihr Sohn lebt in Hessen und ihre Tochter mit ihrer Familie in den USA. Einmal die Woche kommen eine Putzhilfe und jemand vom ambulanten Pflegedienst zu ihr, der ihr beim Duschen unter die Arme greift. Die Pflegekräfte, meist Ausländerinnen, so Thal, helfen ihr auch beim täglichen An- und Ausziehen ihrer Strümpfe. Die alte Dame gerät ins Schwärmen: »Die muntern mich auf und drücken mich«, erzählt sie, »sowas Liebes!« Mit der Pflegestufe 2 steht ihr diese Unterstützung zu. Ihr Sohn habe viel für sie im Internet recherchiert, um all sowas herauszufinden, und auch eine Bekannte vom Deutschen Sozialwerk könne sie jederzeit fragen. Aber auch die Leiterin des Hauses, Anita Urban, nehme sich immer Zeit, wenn Thal mit Fragen auf sie zukomme.
Geselligkeit und Rückzug
Für Sigrid Thal ist das Betreute Wohnen genau das Richtige: In ihrer eigenen Wohnung kann sie selbstständig leben, so lange es geht, und sich zurückziehen, wenn ihr danach ist. Jeden Mittag trifft sie sich mit anderen im Café, das im angrenzenden Gebäudetrakt der Diakonie am Ohmplatz liegt. Außerdem hilft sie ehrenamtlich beim Gottesdienst im Haus, geht zum Nähkreis, der unter anderem Kleidung von anderen Bewohnern*innen repariert, und zur Strickstunde.
Wenig Geld aber eine kostbare Familie
Die 86-Jährige ist zufrieden, auch wenn sie nicht viel Geld zum Leben hat. Was sie sich wünscht, ist »noch aweng Gesundheit«. Am Körper merke man, dass man älter werde. Gelegentlich hat sie Herzflimmern und ein kaputter Halswirbel sorgt dafür, dass ihr häufig schwindelig ist. »Aber ich will noch leben«, sagt sie entschlossen. Vor allem wegen ihrer Familie: »Ich möchte meine Urenkel noch eine Weile aufwachsen sehen«. Verbunden sind sie trotz der großen Entfernung auch durch den gemeinsamen Glauben. »Neulich haben sie alle für mich gebetet, weil ich geschrieben habe, dass ich nicht einschlafen kann«, erzählt Siegrid Thal gerührt.
Zum Betreuten Wohnen der Diakonie am Ohmplatz
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Sabine Stoll Pressesprecherin, Leiterin Unternehmenskommunikation
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